Werbung.
Bei Facebook, Instagram und Twitter (ich werde es weiter so nennen – sorry, not sorry, Elmo Murks!) kommt diese zwischen den Userbeiträgen eingestreut in die Timeline.
Kann nerven, kann aber auch wunderbar einfach ignoriert werden (anders, als im TV). Doch es gibt Menschen, denen gelingt es nicht so recht, diese Werbung zu ignorieren – zumindest dann nicht, wenn in dieser Werbung mindestens eine Person mit dunkler Hautfarbe vorkommt. Denn dann sehen sich diese Menschen dazu genötigt, in den Kommentaren ihre Sülze in die Tasten zu hämmern und rassistische Phrasen zu schreiben. Beispiele gefällig? (Und ja, ich zensiere die Namen nicht. Die Leute schreiben ihre rassistische Kacksülze öffentlich, also werden sie auch öffentlich präsentiert.)



Diese Kommentare standen genau so auf Facebook unter einer Werbeanzeige, in welcher ein dunkelhäutiges Model zu sehen war. Zugegeben, das ist lange her – ich weiß nicht einmal mehr, welches Produkt beworben wurde. Und inzwischen habe ich auch keinen Facebook-Account mehr. Aber dieses Bild hat sich bis heute leider nicht verändert. Und es ist nicht nur auf Facebook so. Auch auf Instagram, Twitter, Youtube und co. gibt es ähnlich lautende und sogar noch widerwärtigere Kommentare.
Dieser Hass dieser Leute trifft aber nicht nur PoC (People of Color), sondern auch Queere Menschen. Eine Werbeanzeige mit zwei sich küssenden Frauen/Männern oder einer Regenbogenfahne wird mit ähnlichem Hass geflutet. Sogar, wenn eine Person in der Werbung einfach nur bunte Haare hat, reicht das für einige dieser Deppen aus, in den Kommentaren eine queere Neigung zu suggerieren und dann wird das beliebte Kampfwort „Woke“ oder „Linksgrüne Propaganda“ in die Kommentarspalte gedrückt.
Konfrontiert man diese Menschen mit ihrem Hass und Rassismus, fehlt es an Einsicht. Sie argumentieren damit, dass ja immer mehr PoC in der Werbung seien und das sei ja Rassismus gegen Weiße.
Inwiefern eine simple Werbung rassistisch sein könne, konnte mir keiner von denen je beantworten.
Inzwischen betreffen diese Kommentare nicht nur Werbung. Auch Games dürfen sich mit dem Thema herumschlagen. Sobald in einem Game queere Charaktere oder PoC vorkommen, gibt es in den Steam-Foren mindestens einen Post dazu: „Game XY woke“, oder schlechte Reviews wegen „Wokeness“. Zuletzt gesehen bei Banishers: Ghosts of New Eden, wo rechte Dullis wegen Anteas Hautfarbe regelrecht steil gingen (und weil sie eine Frau ist). Oder beim DLC von Horizon: forbidden West, in welchem Aloy optional eine gleichgeschlechtliche Kuss-Szene erleben kann. Da gab es von den Rechten sogar Boykott-Schreie. (Wenn die Rechten ihre Boykottrufe nur endlich mal wahr machen würden – dann würden sie wenigstens endlich verhungern und auf ewig still sein, schließlich hat nahezu jede Handelskette schon mit PoC geworben.)
Und mir gehen diese Kommentare inzwischen mordsmäßig auf den Zeiger.
„Dann ignorier sie doch und blockier sie“, werdet ihr sagen. Und damit Recht haben. Aber:
Leider nehmen diese Kommentare zu. Und sie verschwinden nicht, indem ich sie ignoriere/blocke. Andere Menschen müssen sie immer noch sehen. Menschen, die direkt davon betroffen sind (PoC und queere Menschen). Menschen, die schon RL mit solchen Äußerungen zu kämpfen haben. Nein, wir dürfen nicht schweigen und das zulassen. Wir MÜSSEN als Gesellschaft NEIN sagen und Grenzen aufzeigen. Und die Betreiber der Plattformen, auf denen diese Kommentare erscheinen, müssen endlich moderieren und dagegen vorgehen. Es kann nicht sein, dass Kommentare wie die in den obigen Screenshots Wochenlang, oder sogar monatelang stehen bleiben können und Meldungen von den Moderatoren abgewiesen werden. Es kann nicht sein, dass Leute das N-Wort in obigem Kontext posten können, ohne dafür Konsequenzen zu bekommen, während ich schon nach einem Kommentar mit dem Wortlaut „Du Goofy“ von Facebook seinerzeit für 30 Tage gesperrt wurde. (Mit ein Grund, warum ich meinen Account gelöscht habe)
Solche Kommentare sind für die Betroffenen extrem verletztend. Sie triggern. Und sie können schädliche Auswirkungen auf Menschen haben. Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Sexualität im Alltag mit solchem Hass leben müssen, neigen zu psychischen Erkrankungen: Depressionen, Borderline-Störungen, Burnouts. Das geht sogar bis zum Suizid.
Darum werde ich solche Kommentare nicht ignorieren. Ich werde weiter Kontra geben, melden und anzeigen. Und das müsst ihr AUCH tun. Wir müssen als GESELLSCHAFT geschlossen DAGEGEN stehen, ich sage es erneut. Darum auch dieser Blog-Artikel. Ich will hier zum Nachdenken anregen und Bewusstsein schaffen. Bewusstsein für ein Problem, welches wir seit Jahren schon in den sozialen Netzwerken haben. Ein Problem mit immer mehr Hass, der immer lauter zu werden scheint, weil niemand sich dagegen stellt.
Das tue ich hiermit. Ich sage klar: Behaltet eure rassistische, trans- und homophobe Scheiße für euch. Ein PoC in einer Werbung ist völlig in Ordnung. 1. sind PoC Menschen und auch Teil unserer Gesellschaft. Sie gehören dazu. Und 2. geht es in Werbung um die beworbenen Produkte und nicht um die Personen, welche sie präsentieren. Ein Handy aus der Werbung funktioniert nicht schlechter, nur weil eine dunkelhäutige Frau es in der Werbung präsentiert. Ein Auto fährt nicht langsamer, nur weil zwei homosexuelle Frauen es in der Werbung fahren. Ein Spiel hat kein schlechteres Gameplay, wenn ein Main-Charakter dunkelhäutig ist.
Cheers.
Euer Beriel