Wer mich auf threads.net verfolgt, dürfte mitbekommen haben, dass ich mich lautstark gegen KI-generierte Bilder ausspreche. Hier möchte ich das Thema nun auch einmal in meinem Blog aufgreifen und darlegen, warum ich dagegen bin und warum ich Ai-„Kunst“ nicht als Kunst anerkenne. Die hier genannten Gründe meinerseits sind nicht nach Priorität o.ä. geordnet.
1. Emotion
Kunst ist mehr, als nur ein paar Farben auf einer Leinwand (egal, ob nun physisch oder digital). Kunst ist Emotion. Sie lebt von der persönlichen Erfahrung der/des Kunstschaffenden, von den Gefühlen, dem Erlebten. Eine KI kann diese Emotionalität nicht empfinden und nicht darstellen, sondern diese allerhöchstens imitieren und vortäuschen. Den generierten Bildern fehlt es an Tiefe, Authentizität und Originalität. Wird der Kunstmarkt mit KI-generierten Werken überflutet, besteht die Gefahr, dass echte Kunst verdrängt und als weniger wertvoll angesehen werden könnte.
Die Gefühle und Emotionen sind nicht nur wichtig für die Erschaffung von Kunst – Künstlerische Werke ermöglichen eine direkte oder indirekte Verbindung zwischen den Kunstschaffenden und dem Publikum auf Basis der Emotionen und Gefühle, der sogenannten Bildsprache. Bei KI-generierten Werken könnte diese Verbindung verloren gehen, da es an einer echten menschlichen Intention und Hintergrundgeschichte fehlt.
2. Urheberrecht
KI-Modelle trainieren häufig auf großen Datensätzen bestehender Werke, deren Urheberrechtsstatus oft ungeklärt ist. Das wirft komplexe rechtliche Fragen auf, insbesondere wenn der Einfluss einzelner Künstler nicht ausreichend dokumentiert oder anerkannt wird.
Sehr viele Kunstschaffende wollen sogar nicht, dass man ihre Kunst in diese Datensätze einpflegt – es wird sich aber oft nicht daran gehalten (Siehe Studio Ghibli, der Studio-Chef hat sich mehrfach gegen genAI ausgesprochen, dennoch wurde der Ghibli-Stil nun von ChatGPT trainiert).
3. Verdrängung Kunstschaffender
KI-generierte Bilder sind für den Endverbraucher mit weniger Kosten und Zeitaufwand verbunden. Das verlockt natürlich dazu, im Bedarfsfall lieber auf ein generiertes Bild zurückzugreifen, als eine richtige kunstschaffende Person zu beauftragen. Dadurch entsteht für Letztere ein ernsthafter, wirtschaftlicher Nachteil.
Zudem führt die massenhafte Generierung von KI-Bildern zur Verringerung der Wertschätzung gegenüber der handwerklichen Fertigkeiten von Künstler*innen, sowie gegenüber dem kreativen Prozess hinter der Schöpfung von Kunst.
4. Standardisierung und Kannibalisierung
Der hohe Einsatz von genAI führt tendenziell zu einer gewissen Standardisierung und Homogenisierung der Kunst. KI-Modelle replizieren Muster anhand von Algorithmen, wodurch auf Dauer ein Überangebot an austauschbaren, sich stark ähnelnden Werken entstehen könnte. Dies würde auf Dauer auch der technischen Weiterentwicklung der KI selbst schaden – denn KI-Modelle greifen beim Lernen auch auf im Internet verfügbare Quellen zurück. Wird das Netz nun durch minderwertige KI-Bilder geflutet, lernen die KI-Modelle auch von diesen, wodurch künftige generierte Bilder auch auf Dauer immer schlechter werden.
5. Einschränkung von Innovation und Kreativität
KI-Modelle basieren in ihrer Logik auf bereits vorhandenen, vergangenen Daten. Das bedeutet, dass sie bestehende Muster reproduzieren. Dadurch kann die Bereitschaft zu riskanter, experimenteller und bahnbrechender Kunst eingeschränkt und reduziert werden.
6. Kulturelle Verantwortungslosigkeit
Kunst trägt auch kulturelle Verantwortung und reflektiert die gesellschaftlichen Werte ihrer Schöpfungszeit. KI-Modellen fehlt das notwendige kulturelle und soziale Verständnis – generierte Bilder können daher ungewollt verletzend sein, Stereotypen reproduzieren und Kontroversen erzeugen.
7. Manipulation
KI-Bilder können dazu missbraucht werden, Werke echter Künstler*innen ungefragt zu imitieren oder zu manipulieren, sodass dadurch den betreffenden Kunstschaffenden Aussagen und Dinge unterstellt werden könnten, was zu Vertrauensverlust gegenüber Kunstschaffenden führen kann.
8. Wer ist verantwortlich?
KI-generierte Bilder werfen Fragen bezüglich Autorenschaft und Verantwortung auf. Wer trägt die Schuld, wenn gesellschaftlich oder ethisch kritische Inhalte verbreitet werden (Rassismus, Klischees, etc.)? Der Programmierer, der Nutzer, der den Prompt eingibt – oder die KI selbst? Und wie zieht man die KI zur Rechenschaft?
9. Philosophisch-existenzielle Fragen
Generell sind auch philosophische Gründe dabei. Die Frage Was ist Kunst? z.B.: Wenn die Kunst von einer MASCHINE kommt – verliert die Kunst dann den menschlichen Kern? Ist es wirklich genug, wenn nur der Prompt von einem Menschen kommt? (Ich denke, nein.)
Auch die Frage nach der Bedeutung der Kunst durch Intention/Absicht muss betrachtet werden. Oft wird gesagt, dass die Kunst ihre Bedeutung auch mit durch die Absicht des Schöpfers erhält – wenn der Schöpfer aber nur ein Algorithmus ist: Was dann?
Eine klare Antwort auf diese philosophischen Fragen gibt es wohl nicht.
10. Umwelt, Klima, Energie
Ein wichtiger Punkt sollte auch dieser sein. Die meisten KI-Modelle haben einen enormen Energiebedarf – und das schon für eine einzelne Anfrage ohne Bild. Für die Generierung eines Bildes steigt der Bedarf noch weiter an; Und wenn man dann noch davon ausgeht, wie viele Anfragen die KI pro Sekunde erhält, dann kommt einiges an Energie zusammen.
Allein die Studio-Ghibli Bilder der letzten Stunden dürften enorme Mengen Energie verbraucht haben. Ist es das wirklich wert?
Das sind so meine Gründe gegen KI-Bilder, sie gelten aber auch gegen KI-Musik und Bücher.
Cheers
BerielLP