Als die ersten Trailer und Infos zu Dragons Dogma 2 kamen, war ich direkt interessiert. Ich bin jetzt kein Hardcore-Fan, war also nicht voll auf dem Hype-Train, aber interessiert.
Also habe ich zum Release zugeschlagen. Inzwischen habe ich die Hauptstory nun beendet (inkl. dem wahren Ende) und bin etwas enttäuscht. Warum, erfahrt ihr hier – so spoilerfrei, wie möglich.
Vorneweg: Dragons Dogma 2 ist KEIN schlechtes Spiel. Meine Enttäuschung kommt wahrscheinlich eher dadurch, dass ich mehr, oder etwas Anderes ERWARTET habe.
Am Anfang war der Editor
Wir fangen am besten mal ganz am Anfang an. Man darf sich zuerst einmal seinen Charakter im sehr umfangreichen Charakter-Editor erstellen. Und dieser Editor ist wirklich genial. Man kann wirklich Stunden darin versenken, nur um sich seinen Wunsch-Charakter zu erstellen. Man erstellt sich entweder einen Menschen, oder einen „Biestren“ – ein Katzenvolk, ähnlich den Kajit aus Elder Scrolls.
Dabei gibt es wirklich sehr viele Möglichkeiten und Regler, um selbst kleinste Details anzupassen. Ist man zufrieden mit seinem Charakter, geht es auch schon los ins Spiel, in Form eines recht kurzen Tutorials, welches recht gut in die Handlung eingebaut ist und nicht aufgesetzt wirkt. Anschließend kommt die Intro-Sequenz, ehe man dann so richtig in die Welt entlassen wird. Dabei bekommt man auch seinen Hauptvasallen, welchen man ebenfalls im Editor erstellen darf. Auf Wunsch kann man ab diesem Moment auch schon weitere Vasallen dazu holen.
Das Vasallensystem
Das Vasallensystem kennt man bereits aus dem Vorgänger und daran wurde hier auch nicht viel verändert. Es wurde lediglich im Hintergrund erweitert und verbessert, von der Funktionalität ist es identisch: Neben seinem eigenen Hauptvasallen kann man an Vasallensteinen bis zu 2 weitere Vasallen in sein Team holen. Diese sind entweder vom Spiel generiert, aber es können auch über Internet Vasallen rangeholt werden, die von anderen Spieler*innen erstellt wurden – deren Hauptvasallen. Neben der Unterstützung im Kampf bieten diese Vasallen auch oft Questwissen an: Sprich, sie haben Quests evtl. bereits erlebt, sich diese gemerkt und können Tipps und Führung anbieten.
Das System funktioniert auch in die andere Richtung: Auch EUER Vasall kann durch andere angeheuert werden und dabei Questwissen sammeln und vermitteln.
Allerdings steigen diese Vasallen nicht mit euch im Level auf (nur euer Hauptvasall), sodass es im Laufe des Spiels oft dazu kommt, dass ihr Vasallen durchtauscht.
An sich ist das System sehr cool umgesetzt.
Die Welt: Groß. Zu groß.
Die Spielwelt ist recht groß und lädt zum Erkunden ein. Besonders schön: Es gibt keine Fragezeichen (Siehe dazu auch mein Artikel zum Thema Open-Worlds). Aber: Es gibt keine Reittiere. Schnellreisen gehen nur zu bestimmten Reisepunkten und auch nur, wenn man Reisesteine hat, welche nicht leicht zu bekommen sind. Eine weitere Reise-Option sind die Ochsenkarren. Diese können in bewohnten Orten und Städten gegen Geld genutzt werden, um zwischen den zentralen Städten der Welt per Schnellreise zu reisen. Aber: 1. Kostet das eben Geld und 2. Ist die Wahrscheinlichkeit SEHR hoch, dass ihr unterwegs überfallen werdet. Sprich: Wenn ihr die Funktion nutzt, einzudösen, wird die Reise per Ladescreen übersprungen. Werdet ihr aber überfallen, landet ihr nicht direkt am Ziel, sondern irgendwo auf dem Weg und mitten in einem Kampf. Das können ein paar Goblins sein, aber auch gerne mal ein großer Mob wie ein Greif oder Oger. Diese Gegner müssen besiegt werden, ehe ihr weiter mit dem Karren reisen könnt. Wird der Wagen nun aber von den Gegnern kaputt gemacht – was bei mir auch öfter geschah – dann dürft ihr nach dem Kampf dennoch den Rest des Wegs laufen.
Anfangs sorgen diese Überfälle für etwas Spannung, aber sobald man alle Gegnertypen kennt – was nach spätestens dem 5. Überfall der Fall sein dürfte – wird daraus nur noch nervige Routine.
Ansonsten bleibt einem nur der Fußmarsch als Option der Reise. Was wegen der Weltgröße schon mal lange dauern kann. Zudem kommt es unterwegs auch immer wieder zu Angriffen der immer selben Mobs, was ebenfalls auf Dauer nur noch nervt. Da die Ausdauer begrenzt ist, könnt ihr auch nicht einfach von A nach B sprinten. Und gerade, wenn ihr eine Quest mit Zeitlimit annehmt und euch dann beeilen müsst, wird es extrem frustrierend.
Somit besteht 60% eurer Reise nur aus Lauferei. Hier wäre eine kleinere Spielwelt sinnvoller gewesen, oder mehr Reise-Optionen.
Die Erkundung wird zudem verhältnismäßig wenig belohnt, da es nur selten Kisten in der Welt gibt, die zudem kaum was wirklich wertvolles beinhalten. Dafür ist die Welt sehr toll gestaltet.
Story
Die Story an sich ist spannend – aber die Präsentation und der Aufbau schwächeln. Ich will nicht spoilern, daher nur so viel: Die Hauptquest selbst ist in einige wenige Quests unterteilt – und wenn man die Reisezeiten abziehen würde und nur eines der 3 Enden macht, wäre die Story in weniger als 10 Stunden erledigt, vielleicht sogar in 4-5. Das wahre Ende erhöht die Zeit zwar noch einmal ordentlich, dennoch bleibt die reine Spielzeit der Main-Quest enttäuschend kurz. Zudem gab es ein paar unlogische Ereignisse und vor allem blieben die meisten Charaktere beliebig und uninteressant. Bis zum Schluss gab es für mich keinen NPC, zu dem ich wirklich eine Beziehung hatte, bis auf meinen Hauptvasall. Leider wurde eben dieser Punkt während meinem Spiel-Run durch eine Spiel-Mechanik zu einem absurden Moment, der die Emotionalität der Story für mich endgültig zerstörte. Hier Spoiler:
Dragons Dogma 2 bietet 3 Enden. Zwei davon entstehen dadurch, wie man sich bei der finalen Begegnung mit dem Drachen entscheidet. Der Drache schnappt sich hier einen NPC und lässt den Spieler entscheiden: Opfert man diesen NPC und geht, oder kämpft man gegen den Drachen. Man kann hier entweder zum Kampf mit ihm zustimmen, indem man ihn angreift, oder eben einfach gehen – dann tötet der Drache den gefangenen NPC. Dieser NPC ist stets einer, zu dem die/der Spieler*in die beste „Beziehung“ hat. Das Game hat im Hintergrund tatsächlich ein punktebasiertes „Beziehungs-System“, wodurch man mit jedem NPC eine „Freundschaft“ entwickeln kann. Auch zu seinen Vasallen. Bevor man nun zu dem Drachen gelangt, kommt es zu einem Duell mit einem NPC, der vorher in anderen Quests relevant war (ich weiß nicht einmal mehr seinen Namen, so flach sind die alle!). Man tötet diesen NPC also und geht zum Drachen. Ich habe dann aus einer Laune heraus aber diesen NPC wiederbelebt – und dadurch hat das Spiel den besagten „Freundschaftswert“ bei mir zu ihm aufs Maximum gebracht. Ergo – ihr könnt es euch denken – hatte der Drache dann am Ende genau diesen NPC in der Klaue als Opfer. Eigentlich ist es so gedacht, dass man hier tatsächlich einen NPC sieht, zu dem man auch eine Bindung aufgebaut hat, weil es eben auch nicht leicht ist, den Wert anzuheben und man dafür ZEIT mit den NPCs verbringen soll – aber bei mir hat es offenbar gereicht, 2 Quests mit dem NPC zu machen und ihn wiederzubeleben. Die „Emotionalität“ war bei mir daher auch nicht gegeben.
Nebenquests habe ich wohl viele nicht gefunden, kann den Punkt daher nicht wirklich bewerten. Diese zu finden ist nicht leicht, da es keine Questmarker gibt und einige Quests sogar nur zu bestimmten Uhrzeiten und unter bestimmten anderen Voraussetzungen verfügbar sind. Es lohnt sich daher, alle NPCs anzusprechen, denen man begegnet und das auch mehrmals zu unterschiedlichen Zeiten. Das ist wieder ein Plus-Punkt für die Erkundung und stört mich nicht – mir hat das tatsächlich sogar gefallen.
Das Kampfsystem
Das Kampfsystem ist mega gut. Es fühlt sich wuchtig an und das Klettern an Gegnern funktioniert sehr gut und macht auch Spaß. Das war auch für mich der Hauptgrund, warum ich weitergespielt habe, da die Story mich echt nicht mitgerissen hat. Obwohl es recht wenige Gegnertypen insgesamt gibt, hat es dennoch Spaß gemacht, sich mit diesen zu prügeln (außer bei den Karren-Überfällen, weil man dann wieder laufen musste). Am Meisten Spaß jedoch haben die Großen Gegner gemacht.
Fazit
Das Spiel hat gute Ansätze. Aber leider fehlt es mir an einigen Ecken noch an Schliff. Und vor allem die Story ist echt schwach. Dabei ist es Letztere, die bei Rollenspielen am meisten zum Tragen kommen sollte. Das tut sie hier aber leider nicht und so zieht sie für mich das ganze Spiel mit runter. Zurück bleibt eine 5/10 bei einem Spiel, welches ansonsten eine 9/10 hätte sein können.