L’Amour toujours. Das ist der Titel eines Lieds von Gigi D’Agostino. Das Lied handelt von Liebe. Und es ist in aller Munde. Deutschlandweit.
Leider aber nicht wegen seiner musikalischen oder lyrischen Qualität, sondern auf negative Weise – weil es zweckentfremdet wird.
Immer wieder wird von Rechten zu der einschlägigen Musik des Lieds „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ gegrölt. Sehr bekannt ist da ja der Fall mit Sylt. Dieser Vorfall der Rich Kids, die es gegrölt haben, ging ja durch alle Medien viral. Doch Sylt war weder der Erste, noch der Letzte Vorfall dieser Art. Leider.
Es gibt sogar inzwischen eine Karte mit bekannten Vorfällen mit dieser neuen Hymne der Rechten – fast wie die Inzidenzen während der Hochphase der Corona-Pandemie (welche übrigens noch nicht vorbei ist, nur so am Rande). Es ist wirklich absurd. Noch absurder ist jedoch die Reaktion der Politik und der Entscheidungsträger. Denn statt gegen das eigentliche Problem vorzugehen – nämlich rassistisches und demokratiefeindliches Gedankengut – wird nun das originale Lied (L’Amour toujours) einfach auf allerlei Veranstaltungen verboten. Sprich: Es wird einfach untersagt, das Lied anzuspielen, damit die Rechten den Text nicht mehr dazu grölen können.
Statt also – endlich mal – aktiv gegen rechtes Gedankengut vorzugehen, aufzuklären, sich zu bemühen – verschließt man lieber die Augen und sagt sich: „Wenn sie es nicht grölen können, sind sie ja nicht da.“
Statt als Veranstalter*innen einfach aktiv darauf zu achten und gegen die Gröler vorzugehen, wenn sie bei dem Lied den Text verfälschen, verbietet man lieber vermeintlich vorbeugend den originalen und harmlosen Song. Und macht sich damit zum Gespött.
Denn das Problem – nämlich das Gedankengut dahinter wird nicht verschwinden. Im Gegenteil: Dieses Gedankengut trendet derzeit wieder. Statt des „Ausländer raus“ Gesangs wird „Döp dö dö döp“ gerufen, als Anspielung darauf – gemäß dem Motto: „If you know, you know.“ Jeder weiß, was damit angedeutet und gemeint ist, doch kann man dagegen nicht vorgehen. Man ist machtlos. Und so lachen sich Rechte ins Fäustchen.
Und online ist es noch weitaus schlimmer. Dort bleibt es längst nicht mehr bei Anspielungen und provokanten Sticheleien. Auf TikTok wird in Kommentarspalten offen der Holocaust geleugnet. Mehr noch: Leute verherrlichen den Holocaust sogar. Sie schreiben, man solle Auschwitz wieder aufmachen. Völlig schamlos. Sogar mit Klarnamen. Sie fürchten sich nicht einmal vor drohenden Konsequenzen bei einer Strafanzeige. Warum auch? Es ist inzwischen überall bekannt, dass innerhalb der Ermittlungsbehörden selbst immer mehr Rechte sitzen. Hitler-Bildchen wandern durch Whatsapp-Chats von Polizei-Beamten – jenen Menschen, die eigentlich dafür da sein sollten, solche Chats zu unterbinden und rechtlich zu verfolgen.
Viele Anzeigen verlaufen im Sande. Das weiß ich selbst aus eigener Erfahrung: Ich habe schon Holocaustleugner angezeigt. Einer davon hat sogar eine Webseite mit Impressum. Was kam von der Staatsanwaltschaft? Ein Brief, dass die Anzeige fallen gelassen wurde, weil kein Täter ermittelt werden könnte – WOLLT IHR MICH VERARSCHEN? 🤬
(Ich werde hier im übrigen mal davon absehen, Screenshots besagter Äußerungen zu posten. Damit würde ich denen nur eine Reichweite geben, die ich ihnen nicht geben WILL. Und diese Gestalten haben längst keine Angst mehr vor einem outcalling)
Und jene, die diese Äußerungen von sich geben, wissen davon. Sie wissen, dass die Behörden hierzulande auf dem rechten Auge mehr als blind sind. Und sie nutzen das schamlos aus. Sie vernetzen sich nicht mehr in geheimen Darknet-Foren, sondern offen auf TikTok, Facebook und co. Sie beeinflussen ganz offen Kinder und Jugendliche und verseuchen diese mit rechtem und nationalsozialistischem Gedankengut. Sie sitzen sogar im Bundestag und nennen sich AfD.
Auf TikTok wird immer mehr Hetze publiziert. Dabei wird sogar Musik von rechtsextremen Bands genutzt, welche in Deutschland sogar VERBOTEN sind – etwa Landser. TikTok selbst reagiert auf Meldungen zu langsam oder gar nicht. Im Gegenteil: Eher werden Kommentatoren gesperrt, welche sich DAGEGEN äußern. Das selbe spielt sich auch auf (ehemals) Twitter ab.
Facebook gehört quasi schon den mit rechts kuschelnden Boomern.
Und die Politik schläft weiterhin.
Internet ist weiterhin Neuland für die alten Leute im Bundestag. Und die jüngeren unter ihnen betreiben zwar inzwischen zumindest einmal Kanäle auf TikTok und co – aber der Content besteht zu 95% daraus, verzweifelt irgendwelche albernen Trends der Gen Z nachzumachen – man will viral gehen und damit andocken. Damit scheitern sie jedoch kläglich und machen ihre Parteien nur umso lächerlicher.
Die einzige Partei, die es – leider – tatsächlich verstanden hat, die sozialen Medien richtig für sich zu nutzen, ist die AfD. Und so bringt diese ihre Botschaften geschickt unter die jungen Leute und manipuliert diese. Vor den machtlosen Augen der anderen Parteien, die nur schulterzuckend zusehen und lieber Debatten über L’Amour toujours führen.
Was also kann man tun?
Mal wieder fällt die Aufgabe, dagegen etwas zu tun, uns als Gesellschaft zu. WIR müssen geschlossen dagegen stehe. WIR müssen NEIN rufen, wenn die Rechten ihre Parolen schwingen. WIR müssen Rechte online aus allen Diskursen fernhalten, ausschließen und dagegenhalten.
WIR müssen uns vernetzen. Eine klare Front gegen Rechts bilden. Gemeinsam Content schaffen, der GEGEN Rechts und FÜR eine offene Weltanschauung steht. Gemeinsam darüber aufklären. Rechte Hetzer entblößen und demaskieren. Und sie dermaßen digital wegklatschen, bis sie weinend ihre hasserfüllten Scheiß-Accounts selbst löschen, wenn schon TikTok und co es nicht tun. Nutzt Hashtags und Schlagwörter für Postings. Folgt einander und teilt gemeinsam antifaschistischen Content. Hört auf, euch untereinander fertig zu machen, weil der Andere euch selbst nicht links genug ist, weil er z.B. nicht vegan ist, nicht gendert oder eure Meinung zu einem anderen Thema nicht teilt. Im Kampf gegen Rechts haben wir ALLE nur EINE Position – und um diese muss es in erster Linie gehen!
- Wir müssen die Algorithmen für und nicht gegen uns arbeiten lassen. Statt einen Hetz-Kommentar von Rechts zu reposten, postet ihn als Screenshot mit Aufruf zum Blocken.
- Kommentiert nicht unter Hetz-Postings, wenn ihr Kontra geben wollt: Postet denn Screenshot und gebt DABEI Kontra. Nutzt dabei ggf. auch Schlagwörter/Hashtags aus dem Post des Hetzers. So bekommt der Post selbst keine Interaktion im Algorithmus, aber euer Kontra landet ggf. in der Bubble des Hetzers. Und wenn diese dann auf euren Post reagieren, bekommt IHR die Interaktion und Reichweite, statt umgekehrt.
- Annektiert bei rechten beliebte Hashtags – z.B. #Stolzmonat indem ihr diese bei Postings GEGEN Rechts nutzt. Oder koordiniert euch mit EIGENEN Hashtags – wie z.B. schon mal geschehen mit #wirsindmehr und verbreitet diese als Gegenbewegungen. Seid LAUTER als der Rechte Dreck.
- Wenn Rechte eure Postings kommentieren, interagiert nicht mit den Kommentaren. Macht es, wie oben geschrieben: Postet sie als Screenshot und gebt dabei Kontra, während ihr den Original-Kommentar löscht und den User blockiert.
- diskutiert mit Rechten nicht. Erst recht nicht unter deren eigenen Posts/Kommentaren. Natürlich kann man einige noch überzeugen und umdrehen; Aber das ist leider selten der Fall. Wenn ihr bei einem User die Hoffnung zum Umdrehen seht, dann nutzt diese lieber per DM. Wenn da der Versuch scheitert, habt ihr dem Nutzer wenigstens keine Reichweite verschenkt.
Wenn ihr weitere Tipps und Vorschläge habt, wie WIR als Gesellschaft online gegen Rechts agieren können, teilt sie gerne mit mir und ich führe sie hier gerne mit auf. Ich bin bei weitem nicht allwissend.
Cheers.
euer Beriel