Wir müssen reden.
Dass die Menschen im Netz immer gerne ihren Hass rauslassen, ist ja nichts Neues. Gerade unter dem Deckmantel der Anonymität traut sich der Abschaum der Gesellschaft immer häufiger, ungefiltert die eigene Hasskotze auf anderen abzuladen.
Besonders gern werden jene als Opfer genommen, die in den Augen der Hasser nicht deren Bild von Norm entsprechen – und insbesondere hier die Frauen.
Aber inzwischen reden wir nicht mehr nur von reinem Hass in Form von simplen Beleidigungen oder einem „Halt die Fresse“ Kommentar.
Inzwischen reden wir von Gewaltfantasien und Todeswünschen. Mehr noch, man kann es fast schon als Morddrohung verstehen, was manche Männer posten.
Beispiele
Zwei junge, weiblich gelesene Künstler*innen posten auf Instagram ein Reel zu ihrer Musik. Über die Musik selbst kann man sich streiten, das muss nicht jedem gefallen. Aber: 90% der Kommentare drehen sich nicht um die Musik und die Meinung zu dieser. 90% der Kommentare konzentrieren sich rein auf das Aussehen und die Optik der beiden Personen. Es werden übliche Klischees ausgerollt, man mutmaßt über die Geschlechtsidentität und Sexualität der Beiden (als ob das wichtig wäre) und unterstellt Drogenabhängigkeit, Arbeitslosigkeit und politische Gesinnungen. Das Ganze auf beleidigende Art und Weise.
Mir fiel dabei auch dieser Kommentar ins Auge – einer der wenigen von einem (angeblich) weiblichen Account.

Da fragt man sich doch: Aus welchem Grund willst du denn die beiden Menschen schlagen? Was haben diese Menschen dir getan?
Es kommt aber noch krasser.
Wieder Instagram. Eine Frau macht Reels, in denen sie eine Katzenmaske trägt und sich wie eine Katze benimmt. Läuft auf allen vieren, miaut, etc. Mag für manche von uns schräg und ungewöhnlich sein. Aber es ist eben wohl ihr Hobby. Und sie tut damit ja niemandem weh, schadet niemandem. Und es ist erst recht nicht illegal.
Sehen wir uns die Kommentare an – hier eine schöne Gallerie für euch. Zu sehen sind „nur“ Gifs – Gifs mit Waffen, Flammenwerfern und anderen Gewaltdarstellungen – was die User damit aussagen wollen, ist eigentlich klar. Nur gegen Gifs geht Instagram nicht vor, anders als gegen in Worten verfassten Gewaltandrohungen – und das nutzen diese Männer natürlich bewusst aus. Ja, Männer. Alle Gewaltfantasien dieser Sorte – auch die dutzenden Anderen, die ich hier nicht abgebildet habe, kommen von Männern.
Und ein ähnliches Bild zeigt sich auch unter anderen Reels der Dame, die diesen Katzen-Content macht. Immer Männer, die solche Gifs posten.
Die „harmlosesten“ Kommentare beleidigen die Dame „nur“, verweisen sie in die „Klapse“ oder behaupten, sie brauche „Jesus“:
Generell zeigen sich solche männlichen Gewaltfantasien nicht nur unter Reels von Frauen – egal, ob nun die Katzen-Lady, oder Musiker*innen. Sobald eine weiblich aussehende Person – auch nicht binäre Personen mit einer femininen Optik sind davon betroffen – irgendeinen Content postet, der den Männern nicht passt, wird mit solchen Fantasien um sich geworfen.
Und dann sind Männer verwundert/empört, wenn Frauen verkünden, dass sie im Wald lieber einem Bär begegnen? Sorry, Jungs, aber ein Bär wird eine Frau nicht nur aufgrund der Frisur, Stimme oder Optik mit einem Gewehr erschießen, mit einem Flammenwerfer anzünden oder Ohne zu fragen ins Gesicht schlagen. Ein Bär wird sie im schlimmsten Fall töten, im besten Fall aber erst einmal warnen, sein Gebiet zu verlassen oder selbst das Weite suchen. Ein Bär wird die Frau nicht bloß aus Hass und zur eigenen Freude quälen und verstümmeln. Ein Bär hat nicht einmal solche Fantasien, geschweige denn davon, dass ein Bär solche Gifs posten würde, wenn er es könnte.
Ich bin selbst ein Mann – und sogar ich würde lieber dem Bären begegnen. Es waren keine Bären, die mich damals zu Schulzeiten einfach nur wegen meinem Sprachfehler VERPRÜGELT und gequält haben.
Cheers.
Beriel