(Anmerkung: Dieser Post war ursprünglich anders geschrieben und benannt, ich habe ihn aber aus aktuellem Anlass umgeschrieben)
Die bescheuerte Liste der bösen, woken Games hatten wir ja schon mal hier (Link zum Artikel) behandelt.
Inzwischen gibt es noch mehr solcher Listen, auch als Kuratoren-Listen direkt auf Steam. Und die Gründe, aus welchen Games woke sind, werden immer absurder.
Ich kann und werde Anti-Wokes weiterhin nicht ernst nehmen. Warum? Das gehe ich in diesem Artikel an.
Was bedeutet „Wokeness“ überhaupt?
Diese Frage wurde ja schon des Öfteren geklärt, ich erkläre es dennoch gerne hier erneut (Quelle: Wikipedia)
Laut Duden bedeutet woke: „in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung“.[4]
Anti-Wokeness – Also quasi das Gegenteil hierzu wird meist von politisch rechts orientierten Menschen und Konservativen instrumentalisiert und in negativer Konnotation zudem häufig sarkastisch verwendet, um Linke und ihre Ziele abzuwerten. Allein deswegen ist Anti-Wokeness auch eher dämlich. Es geht nämlich um nichts Anderes, als um die Ablehnung von Inklusion. Speziell im Bereich der Medien (Insbesondere Filme und Videospiele). Woke wird inzwischen weitaus häufiger von den Anti-Wokes verwendet, als von woken Menschen selbst: Eben meist als Buzzword, sobald es in einem Medium irgendeine Forum von Inklusion gibt, welche den Anti-Wokes missfällt.
Laut diesen ist also folgendes woke:
- Wenn man einen weiblich gelesenen Protagonisten in einem Game spielt bzw. diese zentrale Rollen einnehmen
- Wenn man einen dunkelhäutigen Protagonisten spielt bzw. diese zentrale Rollen einnehmen
- Wenn Pronomen genutzt werden
- Wenn Queere Charaktere gespielt oder mit zentraler Bedeutung dargestellt werden, oder wenn diese auch nur EXISTIEREN
- Feminismus
- Der Weltfrauentag
- Bunte Haare
- Kurze Haare bei Frauen
- Gefärbte Fingernägel bei männlich gelesenen Personen
- Musiker*innen, die über FRIEDEN singen
- Kritik an dem Kriegsverbrecher Putin
- Fahrradfahren
- Antifaschismus
Diese Liste habe ich anhand von zahlreichen Anti-Woken Youtubern zusammengesammelt. Nein, die Accounts werde ich nicht benennen, um denen keine weitere Reichweite zu generieren. Die Klicks auf die Videos von denen erfolgten selbstredend mit Add-Blocker.
Trifft mindestens einer dieser Punkte zu, wird gegen das Produkt gewettert und eine woke „Agenda“ unterstellt. Was genau diese ominöse Agenda sein soll, konnte mir bis jetzt keiner von diesen Anti-Wokes sachlich erklären. Die meisten Anti-Wokes sind ohnehin nicht zur Diskussion auf Augenhöhe bereit. Sie äußern sich direkt passiv aggressiv, ablehnend und feindselig, sobald sie – oft vermeintliche – Wokeness wittern.
Ich habe bereits mehrfach den Dialog mit solchen Individuen gesucht. Erfolglos. Was bemerkenswert ist, da ich gerade aus der Anti-Woke-Bubble immer wieder lese, dass die „Woken es ja seien, die nicht zur Diskussion auf Augenhöhe bereit seien“. Aber es ist das Gegenteil der Fall.
Ich habe noch nie auch nur einen einzigen negativen Kommentar von woken Menschen gelesen oder gehört, weil man in 90% der Spiele weiße Cis-Hetero-Männer spielt. Ich habe noch nie eine negative Review von einer Frau zu einem Call of Duty gelesen, weil man in den Singleplayer-Kampagnen bisher IMMER nur einen weißen Cis-Mann gespielt hat. Noch nie habe ich eine negative Kritik zu The Witcher 3 gelesen, weil Geralt weiß, cis und Hetero ist. Wäre hier jedoch das Gegenteil der Fall, wären die Anti-Wokes jene, die sofort brüllen würden. Von daher sind es mitnichten die woken Menschen, welche feindselig sind.
Ich habe noch nie erlebt, dass eine negative Kritik zu einem Spiel – solange sie SACHLICH formuliert ist – dafür von Woken mit Beleidigungen kommentiert wird. Umgekehrt jedoch sehr oft. Ich habe auf Instagram unter einem Post zu Dragon Age: The Veilguard kommentiert, dass mir das Spiel sehr gefällt. Darauf bekam ich eine äußert vulgäre, beleidigende DM. Soviel dazu.
Die „Agenda“
Kommen wir noch einmal auf diese Woke Agenda zurück, welche von Anti-Wokes immer wieder in den Ring geworfen wird. Laut dieser steckt hinter der Inkludierung von Diversität in Videospielen eine politische Absicht und „Propaganda“ (Inwieweit die bloße Existenz von marginalisierten Gruppen „Propaganda“ ist, ist mir bis heute nicht schlüssig). Es würde uns aufgezwungen. Eine tatsächlich stimmige Erklärung oder einen Beweis für diese Thesen sind die Antis mir bis heute schuldig geblieben.
Natürlich ist es gewöhnungsbedürftig, wenn in einem Spiel Neo-Pronomen wie „They/Them“ oder „Xier“ verwendet werden. Das verstehe ich. Aber ich finde, man kann das auch wunderbar ausblenden, wenn es einen stört. Das Spiel besteht am Ende ja aus viel mehr, als nur der Sprache. Statt sich wie versessen auf die Pronomen zu versteifen, sollte man also einfach die Welt erkunden und genießen. Das geht auch in Dragon Age: The Veilguard wunderbar für mich – trotz Nicht-binärer Charaktere.
Fakt ist: Es gibt keine Agenda. Die Entwickler*innen wollen nicht, dass wir jetzt alle sofort queer werden. Niemand zwingt euch, selbst aktiv zu gendern, nur weil es in einem Spiel vorkommt. Die Studios wollen einfach Diversität einbinden, um eben auch die betreffenden Zielgruppen einzubinden. Natürlich ist das Interesse der Devs hier vorrangig der Profit – das sollte jedem klar sein – aber das macht die Inklusion an sich dennoch nicht schlechter. Im Gegenteil: Es ist doch schön, wenn sich nun auch nicht-binäre und andere queere Menschen, sowie PoC mit Charakteren in den Spielen identifizieren können. Das nimmt niemandem etwas weg – im Gegenteil. Niemand zwingt euch, in Dragon Age Taash als Begleitende Person mitzunehmen. Man kann them einfach im Lager lassen – und die Sequenzen mit them überspringen. Them ist nicht euer Main-Charakter: Den dürft ihr immer noch selbst erstellen und spielen – auch als ultra-hetero weißen Super-Mann. Also: Schafft keine Probleme, wo keine sind.
Das ist so meine Meinung zu dem Thema.
Schreibt mir eure gerne in die Kommentare. Dies ist auch eine Einladung an Anti-Wokes: Wenn ihr sachlich und ohne Buzzwords kommentiert, bin ich gerne für eine Diskussion auf Augenhöhe bereit. Beachtet jedoch, dass Beleidigungen einfach gelöscht werden.
Euer
Beriel