Ich bin ja selten sprachlos. Wer mich kennt, kennt auch meine große Klappe.
Aber als ich heute Morgen auf TikTok am Doomscrollen war – Schande über mich – fiel mir ein Reel auf. Eine „Werbung“ einer Brauerei. Ich werde hier den Reel nicht verlinken, sondern nur einen Screenshot zeigen – damit es denen nicht noch mehr Clicks gibt:
Kurze Beschreibung des Videos: Es wird gewitzelt, dass die Gäste freiwillig kämen und dann sieht man, wie die junge Frau im Bild mit Chloroform betäubt und ins Lokal gezogen wird, wo man dann als nächstes sieht, wie sie – bewusstlos – an Fäden gesteuert wird.
Warum das problematisch ist? Weil solche Situationen – Betäubt und entführt zu werden – Frauen in der Realität tagtäglich passiert bzw. von diesen befürchtet werden muss.
Das ist nichts, worüber man Witze machen sollte. Das ist in etwa so, als würde jemand einen „Witz“ machen, wie PoC in Ketten gelegt und reingezerrt werden. Macht ja auch niemand.
Aber warum dann mit Frauen? Und warum wird in keinem dieser witzigen Videos ein Mann betäubt? Das ist nämlich leider nicht der erste und einzige solcher Werbe-Fails. Die Johanniter etwa hatten einen ähnlichen gag. Auch DORT war es eine Frau.
In den Kommentaren des Reels sind übrigens fast nur Männer unterwegs, die das lustig finden. Klar, dass Männer das lustig finden: Es betrifft ja schließlich nicht sie, sondern Frauen. Das Patriarchat blüht!
Ganz zu schweigen davon, dass in den ganzen anderen Reels des Oelder Brauhaus, aus 59302 Oelde, immer wieder ähnliches passiert: Es wird eine Frau in das Spülbecken getunkt, es wird eine Frau am Stuhl geknebelt, wo sie positives über das Lokal sagen soll. Ob gestellt oder nicht – Man(n) spielt hier auf ekelhafte Weise Gewalt gegen weiblich gelesene Menschen runter.
Kritik findet man dort keine – nicht, weil es diese nicht gäbe, sondern weil das Oelder Brauhaus alle kritischen Kommentare quasi direkt löscht und blockiert. Undzwar egal, wie sachlich diese geäußert werden.
Auch meine kritischen Kommentare wurden mehrfach gelöscht. Auch darum gibt es nun meine Kritik als Artikel hier im Blog.
Diesen Blogpost kann das Oelder Brauhaus, aus 59302 Oelde, nicht löschen.
Und natürlich wird jetzt die/der Eine oder Andere sagen „Du gibst denen jetzt aber auch Reichweite, das wollen die doch“ – aber ich bin der Auffassung, dass man sowas nicht stillschweigend stehen lassen darf. Denn nein, negative Aufmerksamkeit ist dennoch wichtig: Denn nur so kann man die Verantwortlichen – hoffentlich – zum Umdenken bewegen. Indem wir schweigen und es zulassen, fühlen die sich nur umso mehr bekräftigt. Denn die lachenden Männer kommen in die Kommentare, auch wenn wir anderen still sind. Nur mit einem ordentlichen Backslash – den ich hiermit erhoffe – lernen die vielleicht mal draus.
Falls übrigens jemand vom Oelder Brauhaus, aus 59302 Oelde, das liest: Ich bin gerne bereit, den Artikel und meine Posts auf Threads.net dazu zu löschen – wenn ihr die besagten Reels löscht und euch bei allen Frauen entschuldigt, die von tatsächlicher Gewalt betroffen sind und von euch so verspottet wurden.
An alle anderen Leser*innen: Bitte gebt gerne eure Kritik an das Brauhaus weiter, in jeder möglichen Form (Mail, Rezensionen, Kommentare). Aber bitte, bleibt dabei auch sachlich. Unterlasst Beleidigungen, Drohungen und andere strafrechtliche Äußerungen – das fällt nur auf euch selbst zurück und das wollen wir alle nicht.
Gewalt gegen Frauen ist kein Witz, keine Satire, kein schwarzer Humor. Wir haben gerade Mai und es gab bereits über 50 bekannte Femizide in Deutschland. Das ist nicht lustig!
Cheers,
Euer Beriel